Das duale Studium

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Zwei Fliegen mit einer Klappe?

Wer das Abi in der Tasche hat, der hat die Qual der Wahl – zumindest wenn als nächstes ein Studium ansteht. Denn Studieren ist nicht gleich studieren, das werdet ihr bei eurer Recherche relativ schnell feststellen. Zum einen muss man sich entscheiden, was man studieren möchte, sprich welches Fach, sodass man seinen zukünftigen Berufsweg schon ungefähr vor Augen hat. Dann ist es aber auch eine wesentliche Entscheidung, wo ihr studieren möchtet und das bezieht sich nicht ausschließlich auf den Studienort?

Uni oder FH? Oder vielleicht in einer Kooperation mit einem Unternehmen, also Studieren im Dualen Studium? Dies erinnert ein wenig an das duale Ausbildungssystem, dass bei einer klassischen Berufsausbildung die Lehre an einer Berufsschule mit der Arbeitspraxis im Unternehmen verbindet. Das Duale Studium funktioniert vom Prinzip her ähnlich und unterscheidet sich daher in vielen Fällen wesentlich vom „normalen“ Unialltag. Ob dieses Studium etwas für euch ist, könnt ihr vielleicht besser beurteilen, wenn ihr unsere Infos darüber gelesen habt. Wir bringen Licht ins Dunkel der Studienwahl und scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.

Fakten zum Dualen Studium in Deutschland

Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer gibt es in Deutschland rund 900 duale Studiengänge mit mehr als 60.000 Studierenden – Tendenz stark steigend. Demnach setzen vor allen Dingen Mittelständige Unternehmen bei der Ausbildung von zukünftigen Führungskräften auf die Ausbildungskooperation mit einer staatlichen oder privaten Fachhochschule, sowie speziellen Dualen Hochschulen, Berufsakademien und Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien. Laut der Studie „Unternehmen und Duale Studiengänge“ der DIHK werden rund 43% der Dualen Studienangebote im „Produzierenden Gewerbe“ angeboten. 16% der Stellen finden sich im „Sonstigen Dienstleistungsbereich“ wieder, gut jedes Zehnte Duale Studium wird bei „Banken und Versicherungen“ angeboten. Diese grundlegenden Punkte solltet ihr drauf haben, wenn euch ein Duales Studium interessiert:

  • Wie genau kann ein Duales Studium im Einzelfall funktionieren? Wie ist es aufgebaut und welche Schwerpunkte werden gelegt?

  • In welchen Fachrichtungen gibt es das Duale Studium?

  • Welche Abschlüsse ermöglicht das Duale Studium und wie sind die damit verbundenen Berufschancen?

  • Welche Vor- und Nachteile bietet das Duale Studium?

Butter bei die Fische – FAQ Duales Studium

Funktionsweise, Aufbau und Schwerpunkte in Dualen Studiengängen

Die Grundidee des Dualen Studiums ist relativ simpel. Der Student soll eine praktische Ausbildung erhalten, die meistens auch zu einem Berufsabschluss führt und soll gleichzeitig an einer Hochschule theoretisches Wissen vermittelt bekommen, dass ihm eine akademische Qualifizierung verleiht. Im Vergleich zu einem reinen Universitätsstudium oder der Ausbildung an einer Fachhochschule ist der Praxisanteil bei der Ausbildung also sehr groß. In der Praxis wird diese Idee sehr unterschiedlich umgesetzt, was auch damit zu tun hat, dass jedes Bundesland eigene Konzepte für ihre Bildungspolitik entwickeln kann. Darüber hinaus haben dann die einzelnen Bildungseinrichtungen nach den Landeshochschulgesetzen und Berufsakademiegesetzen großen Handlungsfreiraum bei der Gestaltung der Lehre. Zwei wesentlich Unterschiede gibt es in der Grundorganisation: Bei ausbildungsintegrierten Dualen Studiengängen erhält der Student am Ende der Ausbildung sowohl einen akademischen als auch einen Berufsabschluss – die Prüfung vor der IHK oder Handelskammer wird meistens während des Grundstudiums abgelegt. Dies ist anders bei praxisintegrierenden bzw. kooperativen Studiengängen, denn hier entsprechen die Praxisphasen eher einem intensiven und mehrphasigen Praktikum im entsprechenden Unternehmen. Das Duale Studium unterscheidet sich aber nicht nur in der Herangehensweise. Die Anzahl der Semester bis zum Bachelor-Abschluss beträgt durchschnittlich 6-10 Semester. Häufig ist es so, dass es einen Wechsel zwischen 3-monatigen Theorie-und Praxisphasen gibt. Manchmal kann es auch sein, dass gerade zu Beginn des Studiums der Praxisanteil überwiegt. In der Regel werden über den gesamten Zeitraum der Ausbildung Ausbildungsvergütungen nach individuellen Absprachen gezahlt. Dies gilt für die Praxiszeit im Unternehmen, als auch in der Zeit an der Hochschule. Normalerweise haben die Studenten denselben Urlaubsanspruch wie alle anderen Arbeitnehmer im Unternehmen. Der Traum von den scheinbar endlosen Semesterferien lässt sich also im Dualen Studium nicht träumen.

Fachrichtungen und die Lerninstitutionen

Der häufigste Anbieter für Duale Studiengänge sind Ingenieurswissenschaften und Technische Fächer, wie Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik. Darüber hinaus gibt es viele Studienplätze in den Wirtschaftswissenschaften und in der Wirtschaftsinformatik. Ein weiterer wichtiger Bereich liegt im Pflege- und Sozialwesen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt allerdings, dass das Angebot an Dualen Studiengängen ständig steigt.

Abschlüsse und Berufschancen

Wer sich jetzt entschließt, ein Duales Studium zu beginnen, wird es in den meistens Fällen mit dem Bachelor abschließen. Hier ist aber zu beachten, dass Bachelor nicht gleich Bachelor ist. Der Bachelor, der in Kooperation mit einer Universität, Fachhochschule oder einer anderen anerkannten Hochschule erworben wird, ist ein akademischer Grad. Der Bachelor, der an einer Berufsakademie erreicht wird, ist hingegen meistens nicht mehr als eine staatlich anerkannte Studienabschlussbezeichnung. Hochschulrechtlich mag das durch die Gleichstellung erstmal kein Problem sein. In der Praxis zeigen sich aber Probleme bei der Anerkennung, vor allen Dingen dann, wenn mit einem Berufsakademie Bachelor ein Masterstudium an einer Universität aufgenommen werden soll. Ein guter Rat ist es daher, vor Beginn des Studiums zu klären, was der Abschluss wirklich wert ist und welche Möglichkeiten sich im Anschluss damit ergeben. Was die Berufschancen des einzelnen Absolventen angeht, sind diese als durchaus positiv einzuordnen. Durch den engen Kontakt zu einem Unternehmen ist der Berufseinstieg in den meisten Fällen gar kein Problem und vollzieht sich quasi automatisch. Darüber hinaus gelten Absolventen von Dualen Studiengängen als durchaus belastbare Arbeitskräfte.

Vor- und Nachteile

Ganz eindeutig ist das Duale Studium die ideale Vermittlung von Berufspraxis. Hier werden nicht nur Inhalte beigebracht, sondern auch die oftmals beschworenen Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, praktisches Denken, Konfliktfähigkeiten, sowie der Umgang mit Kunden und der generelle Arbeitsablauf. Allerdings leidet natürlich der wissenschaftliche Anteil unter dem hohen Praxisbezug. Die Theorie kommt oftmals zu kurz und dies wiederum, kann sich auch später rächen, wenn eben andere Absolventen einen sehr breiten wissenschaftlichen Background haben. Darüber hinaus ist das Duale Studium zwar einerseits wahnsinnig effektiv, da quasi zwei Ausbildungen gleichzeitig absolviert werden. Allerdings geht dies natürlich nur zu Lasten der Freiheit und Freizeit im Studium. Semesterferien gibt es nicht, Wahlmöglichkeiten sind knapp. Das was ein Studium oftmals ausmacht, nämlich Zeit zu haben, individuelle Fähigkeiten und Präferenzen zu entdecken, fällt bei einem Dualen Studium meistens unter den Tisch. Weniger Zeit, dafür mehr Kohle. Klar, so kann man argumentieren und es ist sicherlich an Anreiz, schon im Hörsaal ein recht anständiges Einkommen zu erzielen. Dennoch ist auch hier ein bisschen Vorsicht gefragt. Durch ein Duales Studium entsteht nicht selten eine große Abhängigkeit zu einem Arbeitgeber. Wenn es Streit während der Ausbildung gibt, kann das schon mal schwierig werden. Aber auch nach Ende der Ausbildung ist man häufig als Absolvent verpflichtet, noch eine vertraglich festgeschriebene Zeit im Unternehmen zu bleiben. Man sollte sich also genau überlegen, worauf man sich einlässt, bevor man einen solchen Arbeitsvertrag unterschreibt. Ein weiterer Kritikpunkt am Dualen Studium ist, dass Absolventen bzw. Studenten nur sehr wenig über den berühmten Tellerrand blicken. Die Ausbildung ist sehr Branchenspezifisch und kann dadurch auch sehr einseitig sein. Darüber hinaus gibt es für Studenten kaum Möglichkeiten, den Kontakt zu anderen Unternehmen herzustellen. Dies kann zum Problem werden, wenn man doch mal wechseln möchte.

Fazit

Das Duale Studium ist eine besondere Form der Ausbildung und bestimmt nicht jedermanns Sache. Es eignet sich für Leute, die schon zu Beginn der Ausbildung ziemlich genau wissen, was sie später einmal machen wollen und sich auch sicher sind, dass sie eine gewisse Zeit in dem Ausbildungsbetrieb arbeiten möchten. Wer sich noch unsicher ist, vielleicht ins Ausland gehen möchte und das Gefühl hat, dass eine Portion Freiheit nicht schaden könnte, der sollte wohl eher den Weg an die Uni gehen. Die wissenschaftliche Ausbildung ist wohl nirgends besser als dort, ein Punkt, der im späteren Berufsleben sicherlich immer auch ein Pluspunkt sein kann. Wer sich für ein Duales Studium interessiert, sollte sich genau über die Bedingungen mit dem Arbeitgeber unterhalten und auch frühzeitig abklären, welche Möglichkeiten außerhalb der Ausbildungsbeteiligten sich im Anschluss an die oftmals anstrengende Zeit ergeben. Wir wünschen euch ein geschicktes Händchen bei der Studienwahl!