Das Ende des Studiums rückt näher und damit auch die Frage: Was mache ich danach eigentlich? Die meisten Absolvent*innen haben oft Angst, nicht richtig auf das Arbeitsleben vorbereitet zu sein, denn an der Uni hat man meist nur jede Menge Theorie gebüffelt. Doch zum Glück gibt es seit einiger Zeit sogenannte Traineeprogramme, die sich bei vielen Absolvent*innen großer Beliebtheit erfreuen. Doch was genau ist ein Trainee, eignet sich ein Programm nach dem Master oder Bachelor besser und wo liegen die Vor- bzw. Nachteile? Wir haben uns für euch schlau gemacht!
Trainee - Was genau ist das eigentlich?
Trainee ist eine noch relativ neue Ausbildungsbezeichnung. Viele Absolvent*innen und Berufseinsteiger*innen fragen sich deshalb, was genau sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt. Zu beachten gilt, dass es von Firma zu Firma und Branche zu Branche große Unterschiede geben kann, was die Lerninhalte oder die Vergütung betrifft. Der Begriff Trainee ist bislang noch nicht geschützt. Jedes Unternehmen legt selbst fest, wie ein Traineeprogramm ausgestaltet ist. Bei der Mehrzahl darf man sich sicher sein, dass die Angebote auch eine hohe Qualität aufweisen, allerdings gibt es auch hier einige Ausnahmen, die Trainees primär einstellen, um Geld zu sparen. Es ist also Vorsicht geboten und das Einholen von Informationen zu dem Unternehmen vor Antritt der Stelle kann nur wärmstens empfohlen werden. Ein paar Orientierungsgrundsätze gelten aber für alle angebotenen Traineestellen.
In der Regel dauern Traineeprogramme zwischen 12 und 24 Monaten und sollen talentierte Hochschulabsolvent*innen gezielt auf ihre zukünftigen Aufgabenbereiche vorbereiten. Oft durchlaufen sie dabei alle Abteilungen und haben so Gelegenheit, die gesamten Strukturen des Unternehmens kennenzulernen ohne sich von vorneherein auf nur eine Abteilung festgelegt zu haben. Bachelor-Absolvent*innen werden dabei weniger oft eingestellt als Master-Absolvent*innen und ohnehin gelten vor allem bei den großen Firmen auch an Bewerber*innen für Traineestellen hohe Ansprüche. Wer nicht mit krassen Abschlussnoten, Auslandserfahrung und Sprachkenntnissen aufwarten kann, der sollte sich lieber bei kleineren Unternehmen bewerben, die ebenso wie die Big Player nach qualifizierten Nachwuchskräften suchen.
Woran du ein seriöses Traineeprogramm erkennst
Vielen Studierenden kommt beim Begriff Trainee die fehlende Transparenz auf dem Markt in den Sinn. Traineeprogramme müssen derzeit noch keine Standards erfüllen. Im Grunde genommen kann also jedes Unternehmen solche Traineestellen ausschreiben. Gute Traineeprogramme beinhalten zusätzlich zum praktischen Teil immer auch Workshops, Seminare etc., in denen der Trainee zusätzlich seine Soft Skills und Ähnliches verbessern und erweitern kann. Auch kürzere Auslandsaufenthalte können auf einen Trainee zukommen, was das eigene Erfahrungsportfolio natürlich nochmals aufpeppt.
4 Phasen während eines Traineeprogramms:
Orientierungsphase
Qualifizierungsphase
ggf. Auslandseinsatz
Spezialisierungsphase
Grundsätzlich steht einem bei einem guten Programm für sämtliche Fragen ein*e feste*r Ansprechpartner*in oder Mentor*in zur Verfügung, den man jederzeit um Rat oder ein Feedbackgespräch bitten kann. Außerdem sollte eine seriöse Traineeausbildung eindeutig eine Übernahmechance für den Absolventen oder die Absolventin in Aussicht stellen. Inhalt und Ablauf des Programms sollten so angelegt sein, dass ein Trainee mehrere Bereiche kennenlernt, Weiterbildungen im Bereich Soft Skills bekommt und sein Netzwerk im Unternehmen aufbauen kann. Wer sich also um ein solches Programm bewirbt, der sollte darauf achten, dass diese Punkte im Vorfeld - am besten in Form eines aufgesetzten Ablaufplans - genau abgeklärt sind.
Sag "Ja" zum Traineeprogramm, wenn du:
eine Zeit der Orientierung brauchst, um deine Präferenzen noch herauszufinden
wenn du noch nicht genau weißt, in welchem Bereich du konkret arbeiten möchtest
flexibel bist (Reisebereitschaft, unterschiedlichen Stationen und Einsatzorte etc.)
nach dem Bachelor-, Master-, Diplomabschluss ca. 2 Jahre für ein Ausbildungsprogramm aufbringen kannst/willst
Und wie steht’s um die Kohle?
Klar abzugrenzen ist das Traineeprogramm von einem Direkteinstieg ins Unternehmen, da im Förderprogramm deutlich mehr ausbildungsähnliche Komponenten enthalten sind. Daher fällt auch das Gehalt bei einem Trainee geringer aus als bei einer/einem Direkteinsteiger*in, schließlich ist die Zusatzausbildung nach dem Studium kostenlos und soll den Absolventen oder die Absolventin schneller für Führungsaufgaben fit machen. Stichwort: seriöses Unternehmen. Ist das Gehalt extrem abweichend von dem eines Berufseinsteigers oder einer Berufseinsteigerin, sollte man sich das Angebot unbedingt gründlich durch den Kopf gehen lassen, damit man nicht bloß in einem besser bezahlten Praktikum landet oder einen anspruchsvolleren 400 Euro Job macht, insbesondere dann, wenn das Programm auf 24 Monate oder eventuell auch länger angelegt ist.
Gut zahlen meist die Automobilbranche oder die kaufmännisch orientierten Unternehmen. Die Automobilbranche vergütet oftmals mit mehr als 40.000 Euro im Jahr. Große Einzelhandelsketten zahlen ihren Trainees bis zu 63.000 Euro im Jahr, plus Extras wie dem eigenen Firmenwagen. Andere Branchen zahlen wesentlich schlechter: Hotel und Gastronomie oder auch Verlage setzen rund die Hälfte an Gehalt an. Kleinere Agenturen aus der Medienbranche geben auch manchmal nur Gehälter in Höhe von 15.000 Euro aus.
Spätestens beim späteren Gehalt nach der Traineeausbildung, sollten sich klare Unterschiede zum/zur “normalen” Direkteinsteiger*in bemerkbar machen, denn wer so umfassend ausgebildet ist, der verdient auch eine höhere Entlohnung und ist auf dem Jobmarkt generell besser gestellt. Kleiner Tipp noch: Bewertungsportale wie Kununu, Jobvoting, Bizzwatch oder MeinChef können anhand von anonymen Bewertungen der Arbeitgeber*in in manchen Fällen sehr hilfreich sein...
Vorteile eines Traineeprogramms
Also, fassen wir nochmal die Vorteile eines Trainees zusammen, denn die liegen klar auf der Hand! Statt nach dem Hochschulabschluss ins kalte Wasser geworfen zu werden, hat ein*e Trainee die Möglichkeit schrittweise an verantwortungsvolle Aufgaben herangeführt zu werden. Besonders hilfreich ist ein Traineeprogramm für Leute, die noch nicht ganz sicher sind in welchem Bereich sie zukünftig arbeiten wollen. Das Programm bietet ihnen die Chance Erfahrungen in verschiedenen Abteilungen zu machen und so mehr über ihre eigenen Stärken, Schwächen und Interessen zu lernen.
Die oftmals geringere Bezahlung wird durch die zusätzliche Qualifizierung und die Verbesserung der Soft Skills ausgeglichen. Klare Perspektiven und feste Ansprechpartner*innen sorgen für Übersichtlichkeit während der Traineezeit. Wer die Zeit nutzt, um zu zeigen, was in ihm/ihr steckt, Projekte übernimmt und sich auch an anspruchsvollere Aufgaben herantraut, der sammelt nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern erweitert zudem seinen beruflichen Horizont und hat später sehr gute Karten, um einen richtig guten Job zu bekommen.
Und last but not least: Netzwerken! In den meisten großen Unternehmen findet man schnell Anschluss und hat dadurch die Möglichkeit, neue und wertvolle Kontakte zu sammeln, die später mal Gold wert sein könnten!
Nachteile eines Traineeprogramms
Klar, das Gehalt springt einem bei einem Trainee meist sofort ins Auge. Doch sollte man genau abwägen, was man dennoch als Gegenleistung bekommt. Ein Problem ist auch, dass der Begriff Trainee nicht geschützt und somit auch nicht klar definiert ist. Es ist also wichtig, sich vorher so genau wie möglich über die jeweilige Stelle zu informieren und im Zweifelsfall im Vorstellungsgespräch die genauen Konditionen zu erfragen. Gibt es in einem Unternehmen keine weiteren Trainees und werden keine Seminare für Zusatzqualifikationen angeboten, besteht die Gefahr, dass es sich eher um ein besseres Praktikum handelt. Dann lieber Finger weg!
Top-Grundlage für die Karriere
In einem Traineeprogramm wirst du umfassend auf deine Karriere vorbereitet. Nirgendwo anders hast du mehr Gelegenheit, die vielen Facetten eines Berufes näher kennenzulernen und ein verlässliches Netzwerk aufzubauen. Ob du nun frisch von der Hochschule kommst und dich schon während deines Studiums aktiv um deinen späteren Berufseinstieg gekümmert hast (Praktika, Auslandsaufenthalten oder zusätzlichen Qualifikationen) oder falls du eine berufliche Orientierung brauchst, da du noch keine genauen Vorstellungen von deiner beruflichen Zukunft hast, bietet dir ein Traineeprogramm viele Vorteile und du solltest dir diesen Weg ins Erwerbsleben unbedingt offen halten.