Fiese Fragen im Vorstellungsgespräch: So gehst du damit um

27.04.2023

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Author: Redaktion
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Zwei Personen sitzen sich gegenüber beim Vorstellungsgespräch

Das Bewerbungsgespräch ist die ultimative Hürde auf dem Weg in einen Job. Wichtig vor allem deshalb, weil es die sprichwörtlich einmalige Chance bietet, den für „einladenswert“ erachteten Gesamteindruck der zuvor eingereichten Unterlagen in persona zu bestätigen.

Gelingt dies, steht dem Engagement im Grunde nichts mehr im Wege. Gelingt es nicht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der beste Lebenslauf bedeutungslos – und man ist raus. Daher: Im Bewerbungsgespräch kommt es nur auf den Moment an, die persönliche Performance. Doch natürlich gibt auch die Gegenseite ihr Bestes, um Bewerber*innen mit kniffligen Fragen aus der Reserve zu locken. Wir als die größte Jobbörse für Studierende haben uns daher mal umgehört, welcher vermeintlich harmlose Typus von Fragen es in Wahrheit faustdick hinter den Ohren hat. Hier sind die fiesen 10 und die besten Antworten für das Vorstellungsgespräch:

1. Welchen Lieblingsfilm haben Sie?

Hervorragende Abschlussnoten und ein adrettes Auftreten sind längst nicht alles. Daher dienen solche und ähnliche Fragen dazu, den Charakter eines Bewerbers indirekt zu beleuchten – quasi durch die Hintertür. Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob man als Befragte*r nun mit Action, Comedy, Drama, Blockbuster oder einem Independent Film aufwarten kann. Wichtig wäre in jedem Fall, auf Nachfrage auch noch eine Begründung mitliefern zu können. Und „kein Lieblingsfilm“ ist erst recht nicht die Lösung.

K.O.-Faktor der Frage: 30 %

2. Streben Sie einen langfristigen Verbleib an?

Fragen wie diese zielen zentral zwischen die Hörner: Natürlich weiß jede*r Personaler*in, wie schwierig es gerade für frisch gebackene Absolvent*innen ist, die nächsten Jahre realistisch zu überblicken – beruflich, aber auch privat. Daher ist an dieser Stelle geboten, Bereitschaft für einen langfristigen Verbleib ausdrücklich zu signalisieren, aber nicht um jeden Preis. Macht man nämlich das Entwicklungspotenzial des Jobs zur Bedingung (natürlich nicht fordernd, sondern sanft durch die Blume), werden legitime berufliche Ambitionen erkennbar, die das Gegenüber im ersten Schritt ernst nehmen und je nach Verlauf der Zusammenarbeit fördern sollte.

K.O.-Faktor der Frage: 60 %

3. Wie stehen Sie zu Ihren bisherigen/zu Ihrem letzten Arbeitgeber(n)?

Wer hier zu verstehen gibt, dass Frustrationen und Ärgernisse den beruflichen Wechselwillen begünstigt haben, bietet seinem Gegenüber maximalen Spielraum, die eigene Persönlichkeit als streitbar, illoyal oder unprofessionell wahrzunehmen. Dieser Eindruck darf nicht entstehen! Daher: Auch wenn es vielleicht schwer fällt, sollte die eigene Position in dieser Frage zumindest neutral, idealerweise jedoch positiv auslegbar sein. Sonst droht in nächster Konsequenz die Nachfrage, was genau einem denn am ehemaligen Job oder Chef*in nicht gepasst habe – und dann wird es richtig eng.

K.O.-Faktor der Frage: 80 %

4. Wo sehen Sie sich (bei uns) in vier Jahren?

Sehr dünnes Eis, da hier die interpretatorischen Grenzen zwischen legitimer Karriereplanung, vorschnellen Ambitionen und persönlicher Unterordnung quasi fließend verlaufen können. Daher: Das eigene Naturell sollte bei der Beantwortung schon realistisch zum Vorschein kommen, sonst wird man irgendwann unglaubwürdig. Dabei darf jedoch in keinem Fall der Eindruck entstehen, dass das eigene Vorankommen an erster Stelle steht. Genauso schwierig wäre im umgekehrten Fall die Tendenz, einen Hang zur Zufriedenheit mit dem Erreichten durchblicken zu lassen.

K.O.-Faktor der Frage: 70 %

5. Wie definieren Sie beruflichen Erfolg?

Noch so eine Frage, die es in sich hat, da man unvorbereitet mehr falsch als richtig machen kann. Daher sei gesagt, dass für Arbeitgeber*innen vor allem drei Faktoren von Interesse sind: (1) Soft Skills, (2) Effizienz und (3) Identifikation. Um jedoch nicht zu platt daher zu kommen, ist bei der Beantwortung eine persönliche Note von entscheidender Bedeutung. Heißt: Ruhig einen der drei Aspekte (z.B. Teamfähigkeit) als für den eigenen Erfolg besonders maßgeblich und zudem realistisch benennen, da sonst – und das ist der schlechteste Fall – ein sich in der Arbeitsrealität schnell überholendes Zerrbild entstehen kann.

K.O.-Faktor der Frage: 60 %

Lesetipp: Was sollte man beim Vorstellungsgespräch beachten? Interview mit Franziska vom jobmensa Recruiting-Team. Echte Insiderinformationen!

6. Wie lange sind Sie schon auf Jobsuche?

Schwierig vor allem dann, wenn tatsächlich schon eine Weile zwischen dem letzten Engagement oder dem akademischen Abschluss liegt. Da der Lebenslauf lückenlos und korrekt zu sein hat (alles andere wäre Täuschung und somit ein Kündigungsgrund), kann die Argumentation im Falle einer längeren Suchstrecke nur auf mangelnde Passgenauigkeit zwischen Angebot und individueller Nachfrage abzielen. „Ich bin auf der Suche nach einer beruflichen Herausforderung, die meinen Qualifikationen entspricht und mir eine gute Perspektive ermöglicht. Ein solches Angebot war bis dato nicht dabei.“ Wichtig ist hier natürlich die Vermittlung des Eindrucks, dass es im vorliegenden Fall sehr gut passen könnte.

K.O.-Faktor der Frage: 50 %

7. Nehmen Sie Arbeit (gelegentlich) mit nach Hause?

Gleich vorweg: Das schiere Pochen auf vertraglich zugesicherte Arbeitszeiten würde an dieser Stelle definitiv nicht ausreichen, um die Frage wunschgemäß zu beantworten. Vielmehr sollte das Bestreben zum Ausdruck kommen, das Tagespensum durch effizientes und strukturiertes Arbeiten im Regelfall in der Regelzeit bewältigen zu wollen – flankiert durch die Bereitschaft, in Druckphasen „selbstredend“ und „gerne“ keinen Aufwand zu scheuen, um die gesteckten Ziele termingerecht und in der geforderten Qualität zu erreichen. Klar ist auch: Der willfährige Workaholic hat in Zeiten explodierender Burn-Out-Quoten deutlich an Renommee eingebüßt.

K.O.-Faktor der Frage: 40 %

8. Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Der Klassiker, auf den es absolut keine plausible Antwort gibt, die man sich selbst abkaufen würde. Denn: Geraten wird bekanntlich dazu, Stärken klar und realistisch zu benennen (soweit unproblematisch) und vermeintliche Schwächen so zu tarnen, dass sie letztlich positiv auslegbar sind. Im Sinne von: „Ich arbeite manchmal zu viel.“ (gähn!). Wir plädieren dazu, es einfach mal bedacht authentisch zu versuchen. Birgt zwar Gefahren, bleibt aber im Gegensatz zum üblichen Gesülze in Erinnerung. Beispiel: „Manchmal habe ich ein Problem damit, Kritik an meiner Arbeit (postwendend) in positive Energie umzuwandeln.“ Inhaltlich entspricht dies mitnichten dem Leitfaden, ist menschlich aber absolut nachvollziehbar und nimmt das Gegenüber zudem in die Pflicht, die Hosen runterzulassen. Kann er/sie mit solch einer Schwäche etwas anfangen, hat man über diese kniffligste aller Fragestellungen auf einmal Vertrauen geschaffen. Fällt das Feedback des Interviewers hingegen verständnis- oder belanglos aus, darf an der Passgenauigkeit beider Parteien mit Recht gezweifelt werden.

K.O.-Faktor der Frage: 70 %

9. Warum sind wir für Sie der richtige Arbeitgeber?

Die ungekrönte Streberfrage, da sie zeigt, wie intensiv man sich im Vorfeld mit dem Arbeitgeber in spe auseinandergesetzt hat. Verführerisch scheint an dieser Stelle, den gesamten Webauftritt des Unternehmens oder die Stellenanzeige herunter zu beten, was aber wenig zielführend wäre. Vielmehr kommt es hier darauf an, zwei bis drei Hauptaspekte klar benennen und auf Nachfrage plausibel erörtern zu können. Zusätzlich zu rein jobbezogenen Merkmalen wie „spannende Branche“ oder „gute berufliche Perspektiven“ kann man auch praktische oder emotionale Erwägungen wie „optimale Erreichbarkeit“ oder „CSR/soziales Engagement“ mit einfließen lassen. Fakt ist: Allgemeines Gewäsch wird bei dieser Frage keineswegs goutiert.

K.O.-Faktor der Frage: 80 %

10. Was würden Sie gerne verdienen?

Vorher informieren, was das handelsübliche Gehalt ist – und einfach raus damit, ohne Begründungen zu suchen oder Vergleiche zu benennen. Natürlich sollte Verhandlungsmasse in Reserve sein, nach deren Abzug man immer noch gut mit den Konditionen leben könnte. Heißt: Rote Linie vorab klar definieren. Denn wer letztlich weniger verdient, geht mit der bitteren Erkenntnis nach Hause, schlecht verhandelt zu haben – kein gutes Signal zum Start in den neuen Job.

K.O.-Faktor der Frage: 60 %

Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinem Vorstellungsgespräch! Wenn du erst noch nach passenden Jobs suchst, wirst du bestimmt auch bei jobmensa.de fündig.