Die Beliebtheit des Lehramtsstudiums ist ungebrochen. Jedes Semester aufs Neue strömen tausende Abiturient*innen an die Uni um danach dahin zurückzukehren, wo sie herkommen – nämlich an die Schule. Dabei beginnen viele das Lehramtsstudium mit einer falschen Motivation. Welche Gefahren das mit sich bringt, ob ein Lehramtsstudium noch immer eine Jobgarantie bietet und welche beruflichen Alternativen sich Absolvent*inne bieten, diskutieren wir hier.
Warum so viele junge Menschen Lehrer werden wollen
Unsere Generation ist aufgewachsen mit der Immobilienblase, der Finanzkrise, der Griechenlandkrise, der Währungskrise und noch unzähligen weiteren Krisen. Dass das nicht einfach an der Jugend vorbeizieht, ist verständlich. Und so entscheiden sich mehr und mehr junge Menschen für eine Zukunftsperspektive, die ihnen augenscheinlich Sicherheit in einer unsicheren Zeit garantiert. Der öffentliche Dienst, eine Anstellung in einem großen Unternehmen – oder eben das Lehramtsstudium. Eine vorgegebene Laufbahn, ein sicheres Gehalt, Beamtenstatus. Mit diesen Attributen verbinden die meisten den Lehrerberuf. Bloß kein Riskio eingehen, sich an das halten, was man kennt. Damit wären wir beim nächsten Punkt: man glaubt, den Beruf zu kennen. In der Schule waren wir schließlich alle, also wissen wir doch, wie der Hase läuft. Wir haben Lehrer*innen gesehen, die wochenlange Ferien und angenehme Arbeitszeiten haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie scheint leicht. Ein weiterer Aspekt für viele Abiturient*innen ist die Ziellosigkeit, nicht zu wissen, wo man hin will. Was liegt da also näher, als das zu wählen, was man kennt? Quasi ein Lehramtsstudium, weil man nicht weiß, was man sonst machen soll. Lehrer*in aus Überzeugung – das werden leider immer weniger.
Welche Konsequenzen hat das?
Spätestens im Referendariat kommt dann für viele Lehrämtler die Ernüchterung. Da muss man sich auf einmal mit all möglichem organisatorischen Kram rumschlagen, eine laute Klasse unter Kontrolle kriegen und zu Hause Unterricht vorbereiten. Dann zeigt sich: viele sind für den Beruf schlicht nicht geeignet. Eine Studie ergab, dass etwa ein Viertel (!) aller Lehrer*innen für den Beruf ungeeignet ist, sie unter permanenter Überforderung, Erschöpfung und Resignation leiden. Die Folge: wer nicht für den Beruf brennt, brennt aus. Eine weitere Studie zeigte, dass Student*innen, die nur Lehramt studierten, weil sie es für einfach hielten, ein deutlich höheres Burnout-Risiko hatten. Allgemein ist die Wahrscheinlichkeit, einen Burnout zu erleiden, bei Pädagog*inne dreimal höher als bei Maschinenbauführer*innen und ganze sechsmal höher als bei den Jurist*innen.
Bietet ein Lehramtsstudium noch eine Jobgarantie?
Jahrelang wurde ein Lehrermangel propagiert und das Lehramtsstudium als sicherer Weg in den Job dargestellt. Doch damit ist es nun vorbei. Denn mittlerweile gibt es mehr Absolvent*innen als Stellen und gerade in großen und beliebten Städten finden viele Absolvent*innen oftmals keine Anstellung mehr. Vor allem Gymnasial- und Grundschullehrer*innen haben auf dem Arbeitsmarkt mit hoher Konkurrenz zu kämpfen. Ein überdurchschnittliches Examen ist oft ein Muss, um schnell an eine gute Stelle zu kommen. Außerdem ist vor allem die Ausrichtung entscheidend. Gerade die Geisteswissenschaften ziehen viele Student*innen an, an Absolvent*innen in Fächern wie Deutsch, Englisch und Geschichte herrscht ein Überangebot. Wer hingegen Lehrer*in in so genannten MINT-Fächern werden will oder an die Berufsschule geht, hat bessere Chancen. Wer bei den Geisteswissenschaften bleiben will, sollte in Erwägung ziehen, sich in ländlichen Gegenden oder sozialen Brennpunkten zu bewerben, da diese Orte meist nicht die erste Anlaufstelle für Bewerber*innen sind.
Welche beruflichen Alternativen bieten sich Lehrämtlern?
Gut möglich, dass die Prognosen für das Lehramt in naher Zukunft schon wieder ganz anders aussehen werden. Durch die verstärkte Zuwanderung kommen immer mehr Kinder an die deutschen Schulen und vor allem Deutschlehrer*innen könnten für Sprachkurse gebraucht werden. Doch auch darüber hinaus kann es für Lehrämtler berufliche Perspektiven geben. Beispielsweise werden in Schulbuchverlagen Lehrer*innen für die Entwicklung neuer Aufgaben gebraucht. Auch die Erwachsenenbildung kann eine gute Alternative sein, denn sie ist breit gefächert. Von Schulungen, Abendschule oder VHS Kursen gibt es viele Möglichkeiten. Durch die Lernfähigkeit und das psychologische Verständnis können auch Jobs im Marketing oder Personalwesen in Frage kommen. Praktische Erfahrung zu sammeln ist hier enorm wichtig.
Also, liebe überzeugte Lehrämtler, kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Wer aus der richtigen Motivation Lehrer*in wird, macht alles richtig. Bei Jobmensa gibt es auch für Lehramtsstudenten Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Praktika und Nebenjobs.