15 Dinge an denen du erkennst, dass Prüfungsphase ist

Geil, Klausuren- und Hausarbeitsphase! Endlich wieder den ganzen Tag in der super durchlüfteten Bib verbringen und bei total motivierenden Dozent*innen in der Sprechstunde sitzen. Endlich wieder keine verschwendete Zeit mehr mit den viel zu lustigen Freund*innen verbringen, sich nur noch auf die Uni konzentrieren und non-stop nach Lerntipps für das Studium googeln - darauf haben wir doch das ganze Semester gewartet! Oder etwa nicht? Woran du WIRKLICH merkst, dass gerade wieder Prüfungsphase ist, liest du hier.

Geregelte Schlafenszeiten während der Prüfungsphase… ja genau. Wo gibt es denn bitte sowas? Normale Studierende schlafen in der Prüfungszeit etwa von drei Uhr nachts bis ein Uhr mittags. Zusätzlich eventuell nochmal ne Stunde undercover in der Bib…Aber ich hab gehört, Augenringe bis zur Kinnlade sind dieses Frühjahr total angesagt.

Leider hat der, ich nenn' es mal ungewöhnliche Schlafrhythmus zur Folge, dass du tagsüber keinen Platz mehr in der Uni-Bibliothek kriegst. Die ganzen Streber, die eigentlich eh schon alles können, bunkern sich nämlich ihre Plätze mit drei Bücherstapeln und circa zehn verschiedenfarbigen Textmarkern schon seit 7 Uhr morgens und machen auch keine Anstalten, irgendwann mal zu gehen. Gaaah!

Jetzt bist du doch noch irgendwie in die Bib gekommen, zur Not bringt man einfach einen Nerd zum Weinen, indem man ‘aus Versehen’ einmal seinen ganzen Papierkram auf den Boden schmeisst und somit seinen Platz ergattert. Richtig lernen ist aber irgendwie immer noch nicht drin, denn es gibt einfach zu viele spannende Dinge in der Bib zu entdecken: die Unterlagen deines Nebenmanns sehen zum Beispiel viel interessanter aus als deine eigenen. Vielleicht doch lieber Geographie studieren? Und sieht die Bibliothekarin nicht ein bisschen aus wie diese eine amerikanische Schauspielerin? Vielleicht war das aber auch nur eine Halluzination infolge deines Schlafmangels.

In einem deiner Resignations-Anfälle googelst du die Preise für einen Ghostwriter, nur um dann festzustellen, dass du um das bezahlen zu können bereits einen Studienabschluss und einen guten Job in der Tasche haben müsstest. Verdammt.

Was wäre eine Prüfungsphase ohne eine ausgewachsene Sinnkrise. Wozu überhaupt lernen? Wozu überhaupt studieren? Vielleicht doch lieber als Aussteiger*in in Indonesien leben? Aber muss man dann in Indonesien auch arbeiten? Die Überlegungen nehmen krankhafte Ausmaße an.

Das Aussteiger-Leben in Indonesien hat dich dann doch nicht überzeugt? Dann heirate dich einfach reich! Deshalb googlest du regelmäßig, wo man denn auf reiche Gönner treffen kann. Einmal nach Saint-Tropez trampen oder ein paar Mal im P1 in München abhängen und schon hast du dir einen netten Millionärssohn oder eine Millionärstochter geangelt. Oder vielleicht doch lieber einen Sugar-Daddy? Egal, Hauptsache gut betucht und du musst nicht mehr studieren gehen.

Mindestens! Denn gesunde Ernährung oder sogar Sport stehen in der Prüfungsphase erstmal hinten an. Schließlich gilt es, Zeit zu sparen! Also stapeln sich im Gefrierfach die Tiefkühlpizzen, im Schrank die Nudelpackungen und auf deinem Schreibtisch die Gummibären-Tüten. Oder du verbrätst dein gesamtes Monats-Budget durch das Bestellen bei Lieferdiensten.

Die Gewichtszunahme ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem du an deinem Äußerlichen zu kämpfen hast. Du hast keine Zeit zum Wäsche waschen und läufst somit eine Woche im gleichen fleckigen Pulli rum, du hast keine Zeit zum Duschen und läufst somit eine Woche ranzig herum und du hast keine Zeit zum Haare kämmen und lässt einfach alles verfilzen. Oder dir Dreadlocks machen. Dann wären wir aber fast schon wieder bei der Aussteiger-Idee.

Im Gegensatz zu dir selbst sieht deine Wohnung oder dein WG Zimmer jedoch aus wie geleckt! Schließlich nimmst du immer dankbar jede Möglichkeit zum Prokrastinieren wahr und hast durch das Putzen das Gefühl, wenigstens etwas Nützliches gemacht zu haben. Oder du bist vollends im Ranz-Modus und die Wohnung ist völlig verwahrlost. Typsache.

In der einen Minute durch eine Panikattacke völlig hysterisch, in der anderen vor Verzweiflung am Heulen und in der nächsten vor Verzweiflung einen Lachkrampf haben - ein bisschen Psycho sind wir doch alle während der Prüfungsphase.

Die soziale Interaktion geht in der Prüfungsphase gegen Null. An die Gesichter deiner Freund*innen kannst du dich nur noch schemenhaft erinnern und das letzte Mal aus warst du vor ungefähr 3 Jahren. Du erfreust dich schon daran, wenn die Kassiererin dir im Supermarkt das Wechselgeld in die Hand gibt und dir noch einen schönen Tag wünscht, weil endlich mal wieder jemand mit dir gesprochen hat.

Keine Ahnung was für ein Tag heute ist, aber es sind noch 87 Stunden bis zur Klausur! Da dein kompletter Tagesrhythmus ja nur noch vom Lernen gesteuert wird, rechnest du auch nicht mehr in normalen Wochentagen und Tageszeiten, sondern du weißt nur noch, wie viele Stunden dir noch bis zur Klausur bleiben und wann der ganze Mist endlich ein Ende hat.

In den letzten Zügen der Lernphase wird vor fast nichts mehr zurückgeschreckt. Ob der Uni-Ticker jetzt wohl auch Ritalin im Angebot hat? Oder kann man das Zeug online bestellen? Wie fälscht man ein Rezept? In letzter Minute besinnst du dich dann doch wieder eines besseren und greifst auf deine legalen Aufputschmittel in Form von Club-Mate, Kaffee und eine Meeeenge Zucker zurück. Ein Hoch auf die Gesundheit!

Jede Lernphase gliedert sich in in verschiedene Phasen. Und du durchläufst sie alle! Am Anfang wird geleugnet. 1020 Seiten Skript? Ist doch gar nicht so viel! Dann wirst du wütend. Auf dich selbst und auf alles. Warum hab ich nicht eher angefangen? Warum war ich so blöd? Und warum gucke ich immer wieder Trash TV anstatt zu lernen?! Um dann doch noch irgendwie mit dem Stoff durchzukommen, beginnst du zu verhandeln. Wenn ich für eine Seite Skript 10 Minuten brauche, dann macht das bei 1020 Seiten… Scheiße. Verzweiflung folgt. Heulkrämpfe inklusive. Bis dieser eine Punkt kommt, an dem dir alles egal ist und du das Scheitern einfach akzeptierst. Scheiss drauf, ich geh erstmal Bier trinken!

Bilder: Brainsil/shutterstock.com