Kritikfähigkeit? Was soll das sein? Heißt das, dass man andere gut kritisieren kann, oder dass man selber Kritik gut annehmen kann? Beides ist richtig, denn mit beidem wird man im Berufsleben früher oder später konfrontiert. Kritik annehmen zu können, wird anfangs sicher wichtiger sein, aber je weiter man in der Hierarchie eines Unternehmens aufsteigt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man auch hin und wieder mal jemanden gezielt kritisieren muss.
Kritik richtig annehmen
Kritisiert zu werden ist nie schön und für die meisten Menschen ist es sogar eine regelrechte Stresssituation aus der man so schnell wie möglich raus will. Man fühlt sich klein und erniedrigt. Manche fühlen sich eher schuldig und schwach, wieder andere eher aggressiv und gereizt. Die schlechtesten Strategien mit Kritik umzugehen, sind in Tränen auszubrechen, einfach alles zerknirscht über sich ergehen zulassen, alles abzustreiten oder den Spieß umzudrehen und zum Gegenangriff überzugehen. Nichts davon ist konstruktiv und wird einen weiterbringen, geschweige denn kompetent erscheinen lassen.
Wichtig ist es vor allem immer ruhig und sachlich zu bleiben und sich der Situation zu stellen. Wird man kritisiert, dann sollte man sich die Kritik, die jemand vorzubringen hat ganz genau anhören. Kritisiert zu werden ist in der Regel auch immer eine Chance sich zu verbessern und weiter zu entwickeln, daher ist es nicht nur höfflich dem Anderen aufmerksam zu zuhören, sondern auch sinnvoll. Es ist wichtig genau zu verstehen, was man in den Augen des Anderen falsch macht oder falsch gemacht hat. Falls man sich nicht sicher ist, was genau der Andere einem sagen möchte, sollte man sich nicht scheuen nachzufragen und sich gegebenenfalls Beispiele nennen zulassen.
Natürlich muss man eine Kritik nur dann annehmen, wenn man sie für zutreffend hält, daher sollte man sich im Zweifelsfall ruhig etwas Zeit nehmen, um für sich zu entscheiden, ob die Kritik berechtigt ist oder nicht. Kommt man zu dem Schluss, dass man sich nichts vorzuwerfen hat, sollte man das ruhig sagen und begründen, sich aber nicht zu Rechtfertigungen oder gar Schuldzuweisungen hinreißen lassen. Hat der Andere aber recht mit seiner Kritik, sollte man sich bei ihm für seine Ehrlichkeit bedanken und falls man nicht weiß, wie man es in Zukunft besser machen kann, sollte man sich nicht scheuen ihn um Tipps zu bitten.
Richtig kritisieren
Zuerst einmal sollte man den richtigen Zeitpunkt für ein solches Gespräch wählen und es nicht zwischen Tür und Angel oder gar vor anderen führen. Ein Kritikgespräch darf keine Standpauke sein! Dies gilt für den Fall, dass es um eine mangelhafte Arbeitsleistung geht, bei mehrfachen Ermahnungen und starken Disziplinverstößen, müssen ganz andere Methoden angewendet werden. Dazu ist es wichtig, sein Anliegen sehr sachlich vorzubringen und keinesfalls die Person selber zu kritisieren. Es geht hier lediglich um eine Aufgabe, die die Person falsch oder gar nicht ausgeführt hat und nicht um die Person selbst, denn das letzte was man in so einem Fall erreichen will ist, dass das Arbeitsklima darunter leidet.
Je weniger sich der Andere in die Ecke gedrängt fühlt, desto eher wird er bereit sein die Kritik anzunehmen und nach Lösungen zu suchen. Dazu ist es gut sogenannte Ich-Botschaften zu senden und deutlich zu machen, dass man nicht auf verschieden Seiten steht, sondern auf einer Seite gemeinsam einen Problem gegenübersteht. Niemals sollte man sich dazu hinreißen lassen persönlich zu werden und jemanden als dumm, unfähig oder ähnliches zu bezeichnen. Stattdessen erklärt man dem Anderen ganz genau, am besten anhand von Beispielen, was nicht optimal gelaufen ist. Anschließend gibt man ihm die Möglichkeit seinen Fehler zu beheben, statt die Aufgabe an sich zu reißen und schnell alles selbst zu machen. Dadurch leidet nicht nur das Selbstwertgefühl des Anderen, sondern erzieht ihn quasi auch zur Unselbstständigkeit.